Ich sitze unter einem sanften Maihimmel in Paris und trinke einen Kaffee auf der Terrasse des Café Leunefyn. Dort, ein paar Schritte entfernt von den Buttes Chaumont, einige Flügelschläge vom Canal Saint Martin, höre ich die Jubelschreie der Kinder, die auf einem alten, buntgestrichenen Holzkarussel wirbeln. Ich schließe die Augen um besser zu hören, zu verstehen.
Und ich stelle mir diese eine Frage, auf die es angeblich seit langem eine Antwort gibt:
Welche Kräfte bewegen die Erde?
Die Schwerkraft natürlich! ruft der Großteil der Bevölkerung im Chor.
Ich persönlich denke, dass die menschliche Gier und Unersättlichkeit der Motor dieser tristen Aufführung, dieses schlechten Theaterstückes sind.
Ich bestelle einen weiteren Kaffee. Für einen Moment lege ich meine Misanthropenjacke ab und atme die süße Hitze dieses ruhigen und friedlichen Moments. Ich schließe die Augen… Und plötzlich sehe ich vor mir alle Antworten.
Was die Erde bewegt:
Es sind Kinder auf dem Karussell. Sie drehen und drehen bis die Sohlen ihrer Schuhe schmelzen unter den glücklichen und leicht verängstigten Blicken ihrer Eltern.
Es sind die Tänze des Derwischs unter einem glücklichen Himmel einer schönen, verlorenen Türkei.
Es sind die Tanzpaare im Walzerschritt im bereits schlafenden Wien.
Es sind die Rock‘n Roll-Akrobaten mit ihren hübschen Petticoats.
Es sind die Flamencotänzer und -tänzerinnen in wilder Extase in einem traurigen Spanien.
Es sind die schwingenden Röcke der Mädchen, himmelblaue Java an den Seine-Ufern.
Es sind tausende Schritte.
Der Wahnsinn und die Liebe und viele andere süße Dinge.
All das bewegt die Erde!