Mots pliés et dépliés

Am Bahnsteig

Nov 2016

Am Bahnsteig stehen wir, mit all den Koffern, die wir fest umklammern.

Und der Schaffner blickt merkwürdig drein. Ich glaube, in seinen Augen verdurstet das Licht.
Am Bahnsteig stehen wir, warten wir, mit all unseren Koffern.
Sie sind so leer, so leer wie der Wind. Aber das… das wissen wir nicht.

In den Vertiefungen unseres Gepäcks liegen: schön gefaltete vergessene Träume, Hoffnungen, Sehnsüchte.
Und der Schaffner blickt so mürrisch drein. Ich glaube, in seinen Augen, da brennt überhaupt kein Licht.
In den Vertiefungen unseres Gepäcks liegen: schön gefaltete Worte, Lieder und Versprechen.
Gefaltete, gebügelte Worte auf den Lippen unserer Herzensseelen.

Und der Schaffner mit dem Blick ohne Licht fordert uns auf die unseren Koffer stehen zu lassen. Und wir verstehen das nicht. Nicht und wieder nicht!
Er sagt mit kalter Stimme: „Wir brauchen sie nicht. Sie sind so leer.“
Und trotz alledem sind sie so leer und doch so schwer wie Wind und Licht.
Und unsere Herzensseelen, unsere Seelenherzen verdursten so leicht, und suchen im Nichts das Licht.

Am Bahnsteig, am Bahnsteig, stehen wir, warten wir.

(Angelehnt an Mots pliés et dépliés)